Wir bauen uns einen Zirkus

Was mir schon zu Zeiten meiner Modellbahnanlage gefallen hat, aber man schwer ran kam: Ein Zirkus. So was hätte ab und zu meinen Messeplatz bereichern können.

Dank EBay konnte ich mir diesen kleinen Wunsch im Frühjahr 2016 erfüllen: Ich kaufte mir den Zirkus Krone in der Nenngröße H0 von der Firma PREISER.

image 20160406 210600Als dann das Packerl angekommen war (war fast wie Weihnachten...) musste ich natürlich sofort rein kucken - und war schon ein bissel enttäuscht: Ich hatte mir das ein bissel anders vorgestellt. Die Grundform des Zeltes - sprich Sitzränge und Manege - war vorgefertigt. Das war OK. Aber das Material war weißer Plastik - erinnerte mich fast an Verpackungsmaterial. Sonderlich stabil sahs auch nich aus. Auch das Zelt an sich war soweit fertig. Aber auch das war aus dünnem Plastik. Neben dem blauen Zelt gab’s noch ein transparentes Zelt - dazu später mehr. Naja und natürlich alles was für den Bau benötigt war plus Anleitung war in dem großen Kasten.

Nach der ersten kleinen Enttäuschung ging’s dann aber frisch ans Werk: Was steht da? Aha: Wir brauchen Farbe um die Plastikgrundplatte des Zeltes zu bemalen. Tja: Nach fünf Minuten waren also die Arbeiten schon beendet, denn die Farben hatte ich natürlich nicht. Woher sollte man das wissen? Also ein paar Tage später in den Baumarkt geseppelt und dort kleine Farbbecher gekauft. Aber dann - dann konnte es endlich losgehen.

image 20160411 203236Das Bemalen der Grundplatte dauerte ein paar Tage - wegen der Trocknungsphasen. Ah ja: Man brauchte natürlich auch noch einen festen Unterbau für die ganze Anlage. Hmmm... das war schwierig weil das Zelt an sich schon groß war und dazu noch einige kleinere Zelte kamen. Also besorgte ich eine Spanplatte (einmal in der Mitte geteilt), um auf der einen Hälfte das Hauptzelt nebst Eingangsbereich und auf die andere Hälfte die Tierzelte zu platzieren.

Nach ein paar Tagen bemalen und Trockenzeit der Grundplatte des Zeltes konnte die Manege besandet werden. Ja - da war auch Sand mit dabei. Das Besanden dauerte auch zwei/drei Tage.

Als auch diese kleine Vorarbeit fertig war kam die erste von vielen mühsamen Fummelarbeiten: Das zu Recht schneiden der Rückenlehnen der Sitzbänke. Iss ja nich so dass die schon in den gebrauchten Längen vorgeschnitten waren - neenee: Einheitslänge. Und da die Bänke der einzelnen Blöcke auch nicht immer die gleiche Länge hatten musste man weitestgehend jede Rückenlehne extra abmessen und schneiden. - Ich kann euch sagen: Da brauchte man viel Geduld und Zeit.

Nach einigen Tagen Fummelei waren die Rückenlehnen fertig. Noch die Bühne und das Musik/Beleuchtungspodium zusammen geklebt und an der Manege platziert - joa und dann konnte man mal erstmals richtig erkennen, wies mal ausschauen soll. Zu dem Zeitpunkt musste ich sagen: Schaut schon ganz gut aus. Das Ganze dann auf die Spanplatte aufgeklebt und gleich die Löcher für die Hauptmaste gebohrt und die Grundplatte des Zeltes war fertig.

Wenden wir uns dem Hauptzelt zu. Wie erwähnt war das Zelt an sich schon fertig - es lag als ein Teil eine blaue und eine transparente Zeltform auf Plastik bei. Grund für die zwei Zeltformen: Die Macher des Bausatzes wollten den Modellbauern die Möglichkeit eröffnen, das Zelt in verschiedenen Varianten aufzubauen: Entweder ganz geschlossen oder teil geöffnet. Bei letzterer Variante käme dann die transparente Zeltform in Kombination mit der blauen Zeltform ins Spiel, damit der Innenraum trotz Öffnung etwas geschützt ist. Ich für mein Teil entschied mich für eine Teilöffnung über die Rückseite des Zeltes im ach - ließ allerdings die transparente Form unangetastet. Denn wie ich finde hat ein durchsichtiges Zelt auch was. :)

Doch zunächst musste man mal die Eingänge aus der Zeltform ausschneiden: 4 höher gelegene Eingänge für die Zuschauer, den Haupteingang und den Eingang für die Darsteller hinter der Bühne. Es hieß in der Anleitung, man solle diese Eingänge entlang der entsprechenden Markierungen im Zelt ausschneiden. Öhm... ja... welche Markierungen? Also ich hab das Zelt mehrmals untersucht, aber so wirklich hatte ich keine Markierungen gefunden. Teilweise leichte Einprägungen waren mehr oder weniger sichtbar. Naja, die hab ich dann als Markierung genommen, den Rest mir dazu gedacht. Mit nem kleinem Teppichmesser hab ich die Öffnungen in die Zeltform geschnitten. Dann kam der große Moment des Passtests - Zelt über die Manege gezogen uuund... hmmmm... müssten die oberen Eingänge nich an den stellen der Rampen in der Manege sitzen? Bei zwei von vier Eingängen passte das in etwa. Beim Rest nich - soviel zum Thema Markierungen. Also da musste ich nochmals nachbessern.

Nächster Schritt - die Hauptmasten müssen um die Manege gesetzt werden. Das war mal was was recht gut funktionierte - die Löcher waren markiert, mussten nur in die Platte gebohrt werden und die Masten - die auch schon die richtige Länge hatten - wurden reingeklebt. Gleichzeitig sollte die Hauptverspannung an den Masten vorbereitet werden. Dazu lag roter Garn bei. Auf die richtige Länge geschnitten war auch dieser Schritt unproblematisch. auch die entsprechenden Löcher für die Hauptmasten in das Zeltdach zu stechen war nicht schwer. Bissel fummelig wurde es als die Zeltform über die Hauptmaste geschoben werden mussten - natürlich inkl. den Seilen der Hauptverspannung, die ja nach Außen geführt werden mussten. Doch halt - welche Version des Zeltes (sieh etwas weiter oben) wollen wir eigentlich? Geschlossen oder (teilweise) offen? Nun wie schon erwähnt hätte ich es schade gefunden, die transparente Zeltform zu zerschneiden. Aber ganz zu wollte ich das Zelt auch nicht, weil man da ja später noch ganz viel reinbauen kann was man dann ja nich sehen würde. Also entschloss ich mich dazu, im hinteren Dachbereich des Zeltes ein Stück auszuschneiden und dieses mit handelsüblicher Küchenfolie zu hinterkleben. So blieb die Transparentform ganz und trotzdem hatte ich mein Guckloch im Zelt realisiert. :D - Und jetzt wurde das Zelt über die Hauptmaste geschoben. Ein prüfender Blick sagte mir, dass das schon ganz gut ausschaut.

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Was kommt als nächstes... ah ja, das Zelt hat auch noch Seitenverspannungen mit Erdhaken. Dazu mussten zig kleine Löcher in die Seite des Zeltes gestochen werden durch die kleine Fäden durchgezogen werden sollten. Also, Zelt wieder runter und Löcher gestochen. Dann die Fäden... hmmm- da war ja nix vorgeschnitten - ich hatte nur den roten Garn. Den hab ich dann genommen und die entsprechenden Stücke abgeschnitten bis nix mehr übrig war - was sich später als Fehler rausstellte.
Was nämlich für mich komisch war: Der Garn war nur schwer durch die Löcher zu ziehen. Und was mich erst recht stutzig machte war, dass da im weiteren Verlauf noch roter Garn für die Hauptverspannung des Zeltes gebraucht wird. ja- woher nehmen? Da kann doch was nich stimmen. Noch mal beide Teile der Bauanleitung inspiziert, noch mal die Inhaltsliste mit den Bildern studiert - oh halt: Was iss das? Da soll noch eine Rolle grauer Garn dabei liegen? Für die Seitenabspannungen der Zelte? Na toll. Also alle Plastiktütchen durchsucht und tatsächlich: In einer lag aufgerollter, dünner, grauer Garn. Suuuper Anleitung. Das hätte man in der Bauanleitung noch mal reinschreiben können, dass dieser Garn zu verwenden ist. Alla was soll’s - roter Garn raus, grauer Garn zugeschnitten und ins Zelt genäht. Ich glaub ne gute Stunde Zeit wurde dadurch verschwendet. Zugegeben: Ich hätte die Teileliste doch noch genauer durchlesen können.

image 20160512 223704Nachdem der Fauxpas behoben war konnte das Zelt wieder über die Hauptmasten geschoben werden. So - wie geht’s weiter? Für die Seitenverspannung müssen in x cm Abstand zum Zelt Nägel in die Platte geklopft werden. Hmhm - Nägel lagen da auch bei. Sollte kein Problem sein. Also die Einschlaglöcher kurz markiert und die Nägel reingehämmert... REINGEHÄMMERT!!! Ja was issen das? Die Nägel verbiegen sich? Ganz toll. Ich gewann mehr und mehr die Erkenntnis, dass die beigefügten Nägel nicht gerade sehr robust sind. Irgendwie kriegte ich se aber rein mit zig Fehlschlägen - sprich verbogene Nägel. Gleichzeitig hab ich auch gleich die Anker für die Hauptverspannung reingeschlagen oder es zumindest versucht. Aber was ich da so sah gefiel mir nicht so richtig: Die Nägel standen viel zu weit raus. Aber ich bekam sie einfach nicht tiefer in die Platte geklopft. Naja was soll’s - Seitenverspannungen drangeklöppelt, wird schon passen.

Als nächster Schritt war nun die Hauptverspannung dran. Ah ja- da war ja was: Wie soll ich das nu machen nachdem ich den roten Garn zerschnitten hatte? Da musste ich mir was überlegen. Zunächst versuchte ichs mit Wolle. Aber die war ungeeignet wegen den Fransen und passte nicht durch die winzigen Flaschenzüge.

Als einzige einigermaßen gute Alternative fiel mir die Maurerschnur ein. Also los in den nächsten Baumarkt und eine Rolle Maurerschnur besorgt. Sie entpuppte sich dann auch als brauchbare alternative - aber nicht so wirklich perfekt. Da muss ich irgendwann noch mal nachbessern.
Jedenfalls konnte ich mit ihr die etwas kniffelige Hauptverspannung machen - kreuz und quer und vor und zurück und unter dem Flaschenzug durch und drüben rüber und - Mist, jetzt hab ich mich verhaspelt... lool Ihr seht schon: Eine richtige Freude das Gefummels.
Irgendwie hab ichs aber hin bekommen und es sah den Bildern der Anleitung einigermaßen ähnlich.

Nachdem nun das Hauptzelt soweit mal fertig war ging es endlich an die Nebenzelte - sprich Haupteingang, Artistenausgang und Werkstattzelt.
Dazu werfen wir wieder einen Blick in die Bauanleitung: ah ja, Bohrschablonen auf der Rückseite der Verpackung... hmhm... rausschneiden... aha... Löcher bohren... sehr schön... Zeltstangen zu Recht schneiden... also so was. Warum muss das denn schon wieder so ein Umstand sein? Bohrschablonen hätte man ja auch so in den Kasten reinlegen können damit man diesen nicht kaputt machen muss. Und das Schärfste iss ja nun wieder, dass man die ganzen Zeltstangen auch noch selbst kürzen muss.
Naja was soll’s - machen wir uns mal ran. Damit war ich dann wieder einige Tage beschäftigt. Toll war dann auch, dass alle diese Seitenzelte ne Zeltverspannung wie das Hauptzelt haben mussten - also wieder mit Faden und Nadel ran, Faden entsprechend geschnitten. Dann mussten wieder diese batschigen Nägel reingeschlagen werden... das brachte mich mehr und mehr zur Weißglut weil die Dinger nicht in die Spanplatte gingen oder dann beim Verknoten der Fäden wieder raus gingen.
Was mir auch mit zunehmender Nagelanzahl missfiel: Das sah wegen der weit rausragenden Nägel alles andere als schön aus.

image 20160627 202144Als dann dieses Geduldsspiel geschafft war konnte ich an die zweite Plattenhälfte rangehen. Da kamen drei Tierzelte hin. Und wieder mit dem ganzen Spaß: Bohrschablonen ausschneiden, Löcher in die Platte anbohren, Zeltstangen mit Hand Zu Recht schneiden und dann wieder die Zeltverspannungen mit den Nägeln... da riss mir irgendwann der Geduldsfaden. Die Nägel taugten kein Stück. Also zog ich mal wieder los in den Baumarkt um dort kürzere, aber stabilere Nägel zu kaufen. Ich wurde auch fündig...
Dann machte ich mir die Arbeit und tauschte sämtliche Mistnägel aus und ersetzte sie durch die neuen. So sah das dann sauber aus.

image 20160627 195422Zurück zu den Tierzelten: Da gab’s dann auch einen Aufreger: Man sollte aus den Resten von Zeltstangen die einzelnen Stellplätze der Tiere abgrenzen. Och Leute - also da hätte man ruhig ein paar Zaunspritzlinge dazu legen können damit das sauber ausschaut.
Was blieb mir anderes übrig als da was aus den Resten der Zeltstangen und der restlichen Rückenlehnen der Sitzbänke aus dem Hauptzelt zu zimmern? Zum Glück sieht man es nich so wirklich in den beiden geschlossenen Zelten.

Als letzte Arbeit kam dann die Deko-Fassade dran die vor dem Haupteingang platzier wird. Schön ist sie ja- aaaber... die musste von Hand ausgeschnitten werden. Und das bei den vielen kleinen Näschen und Winkelchen. Wäre mit Sicherheit machbar gewesen, das maschinell vorzustanzen.
Mehr schlecht als Recht bekam ich den Karton geschnippelt und das Ganze aufgeklebt.

image 20160510 220353Noch ein paar Kleinigkeiten und tadaaaaa... endlich nach vielen Wochen Bauzeit war der Zirkus Krone fertig. Zumindest grob fertig. Es fehlen noch Figuren, Lichter, Fahrzeuge und und... alles eine Geldfrage.

 

 

 

Mein Fazit aber zum Schluss: Also schön sieht es schon aus. Aber ich finde für rund 130 Euro kann man echt mehr erwarten. Die Seile hätten bereits fertig geschnitten sein können, die Rückenlehnen der Sitze hätten bereits passend gegossen werden können, auch dass man die Zeltstangen noch selbst schneiden muss finde ich bei dem Preis unmöglich.

Auch die Dekoteile hätte man bereits vorstanzen können. Eine Maschine macht das doch besser als ne Schere die von Menschenhand geführt wird.

Und auch die Nägel waren beschämend. entweder hätte man stabilere Nägel reinlegen müssen oder man hätte schreiben müssen, dass die Dinger nur in Styrodurplatten rein gehen.

Insgesamt fand ich die Bauanleitung schwach und kompliziert. Allein dass man zwei Teile davon hatte - einmal Textbeschreibung und einmal Bildbeschreibung - war teilweise verwirrend. Ich hab schon so viele Modelle gebaut - aber so eine schlechte Anleitung habe ich noch nicht gehabt.

Also da kann man von Seiten der Firma echt noch nachbessern - falls das Produkt überhaupt noch hergestellt wird.

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